Warum ich das Litcamp 2017 in Heidelberg gern besucht habe

Barcamps sind mir alles andere als neu. Es war noch nicht einmal mein erstes Litcamp, denn ich fahre gern auf diese Nicht-Konferenzen. Bei Barcamps stehen die einzelnen Vorträge oder Workshops nicht schon vorher fest, sondern am Morgen des Barcamps wird von den Teilnehmern festgelegt, worüber gesprochen wird. Jeder Teilnehmer hat die Möglichkeit, Sessions anzubieten. Das macht Barcamps zu einer Wundertüte, die sehr stark von den beteiligten Personen abhängt. Kurzum – auf Barcamps hatte ich schon großartige und fürchterliche Momente. Vom 24. Bis 26. Juni 2017 fand in Heidelberg das zweite Litcamp statt und ich war, wie auch schon im Vorjahr, dabei.
Meine besuchten Sessions
Das Publisher-Paradoxon
Meine erste Session ging gleich daneben. Ich wollte wissen, warum alle schreiben wollen und keiner mehr lesen, wie es in der Beschreibung auch angekündigt war. Am Ende wusste ich nicht, was der Sinn der Session war, denn zum Publisher-Paradoxon hatte ich nichts erfahren. Wohl aber weiß ich jetzt, dass es eine Literaturzeitschrift „Richtungswechsel“ gibt und die Macher nicht genau wissen, wohin und was sie mit der Zeitschrift wollen.
Lebe deinen Blog!
Richtig toll dagegen fand ich den Vortrag von Anna (Buchbloggerin Ink of Books). Ihr ging es um Authentizität und Persönlichkeit beim Bloggen. Natürlich gab es für mich nicht viel Neues, aber es machte mir Spaß über meinen Blog und Annas Beispiele nachzudenken. Nach Anna lässt sich die Persönlichkeit am besten durch das Design der Webseite, Fotos und die Texte ausdrücken und mit diesen Stellschrauben kann man einiges machen!
Jetzt: „Lebe deinen Blog!“ von @Ink_of_Books beim #litcamp17. Es geht um Authentizität und Persönlichkeit beim Bloggen. pic.twitter.com/SAPApl2FZH
— Janine (@Kapri_zioes) 24. Juni 2017
I bims – Mehr Sichtbarkeit bei Veranstaltungen
Frank Krings, der beruflich für den Social Media Auftritt der Frankfurter Buchmesse verantwortlich ist, zeigte in seiner Session, wie man seine eigene Sichtbarkeit bei Veranstaltungen wie Messen, Konferenzen oder Barcamps erhöhen kann. Bei der Präsentation ging es überwiegend um Twitter und sehr viel „Stoff“ gab es auch nicht, aber für mich war diese Session wegen des Erfahrungsaustausches und der Beispiele trotzdem sehr interessant. Zum Beispiel werde ich mich demnächst vor einen Meme-Generator setzen und mal schauen, was dann passiert.
Kreativer Buchbloggen
Diese Session war als Diskussions- und Austauschrunde von Bianca (Buchbloggerin Literatouristin) zu kreativen Blogideen gedacht. Am Ende hat eigentlich nur Bianca Input gebracht, wie man als Buchblogger etwas anderes als Buchrezensionen schreiben könnte. Die Diskussion an sich war recht tröge und für mich konnte ich nicht wirklich viele Ideen mitnehmen.
Brainstorming zum kreativen Buchbloggen mit der @Literatouristin auf dem #litcamp17 pic.twitter.com/SYMkvmQoKI
— Janine (@Kapri_zioes) 24. Juni 2017
Instagram für Autoren
Die Autorin Annika Bühnemann hat in ihrer Session einen 3-Schritte-Plan aufgestellt, was gerade Autoren beachten sollten, wenn sie einen Instagram-Account eröffnen:
1. Wer bist du?
2. Gute Fotos
3. Das System
Annikas Tipps waren wirklich gut strukturiert und sie hat auf den Punkt gebracht, was wichtig für einen guten Account ist. Für mich selbst habe ich nicht viel Neues entdeckt, außer dass Annika mich daran erinnert hat, mich mal wieder verstärkt um die Hashtag-Suche zu kümmern und zu schauen, welche Hashtags ich unter meinen Fotos nutze.
@AnnikaBuhnemann spricht auf dem #litcamp17 über Instagram für Autoren pic.twitter.com/wY3F6letna
— Janine (@Kapri_zioes) 24. Juni 2017
Fuck Marketing!
Das war die einzige Sessions, die ich wirklich nicht verstanden habe. Zu Beginn der Session wusste ich überhaupt nicht, welches Ziel hier verfolgt wird. Zuerst wurde grundsätzlich behauptet, dass jedes Marketing blöd ist. Erst im Verlauf der Diskussion wurde ein wenig klarer, wie Marketing gerade von den diskutierenden Personen definiert wird. Im späteren Verlauf kam dann heraus, dass die Session zum Ziel hatte, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen, dass Marketing nicht immer gut ist. Ja, natürlich werden viele Dinge verkauft, die in Wahrheit niemand braucht. Den Minimalismus-Trend finde ich da sehr erfrischend und halte viel davon. Nichtsdestotrotz wurden die Session und ich nicht mehr warm, ich fand selten einen Beitrag wirklich zielführend und alles hat sich irgendwie wiederholt oder war wirr.
Die Abendsessions
Am Abend des Litcamps habe ich an 3 verschiedenen Sessions teilgenommen. Solche Sessions dienen aber nicht so sehr der Wissensvermittlung als vielmehr dem Strapazieren der Lachmuskeln. Der Abend wurde mit einem Poetry Slam eröffnet, in welchem 6 Erst-Slammer ihre Texte vortrugen. Ich hätte nie gedacht, dass da so gute Texte und Auftritte zustande kommen! In Chemnitz war ich schon häufiger beim Poetry Slam und dort waren die Texte nicht immer so gut und vielfältig. Danach wurden Artikel aus Zeitungen gelesen, aber wie sie vorgetragen werden sollten, entschied die „Regieanweisung“ auf einer Karte. Ich habe Tränen gelacht als ein Text zu EU-Subventionen als Choral vorgesungen wurde.
Abgeschlossen wurde der Samstag für mich mit Suse´s Kuriositätenkabinett der seltsamen Buchcover und den Rezensionen aus der Hölle. Diese Präsentationen hat Suse schon beim ersten Litcamp gehalten und sie haben nichts von ihrem Charme verloren. Zwischendrin habe ich mich wirklich gefragt, wo sie diese komischen Bücher nur gefunden hat.
Was ich durch das Litcamp17 (wieder)entdeckt habe:
Ich weiß nun, dank Valentin, was „Einfache Sprache“ ist. (Damit sollen sprachliche Hürden für Menschen mit Einschränkungen abgebaut werden.)
Zum ersten Mal habe ich Tschunk als Slush-Eis gegessen. Tschunk ist ein Cocktail aus Rum, Rohrzucker, Limetten und Clubmate. Noch nie hat ein Slushie so geknallt!
#wennmurakamidaswüsste (Stammt aus einer dieser irren Rezensionen, die Suse am Abend gezeigt hat.)
Beim Poetry Slam hat Katie das Krokodil Gena erwähnt oder vielmehr ein paar Wörter aus einem russischen Kinderlied. Ich habe mich sofort an meinen Russischunterricht erinnert, weil wir dieses Lied häufiger gehört haben. Eigentlich hatte ich Gena schon vergessen.
Fazit
Ich mag Barcamps wahnsinnig gern, weil sie so locker sind. Die entspannte Atmosphäre beim Litcamp habe ich bisher noch auf keiner anderen Veranstaltung wiedergefunden. Alles dort ist irgendwie so herzlich. Jeder Tag sollte so sein.
Ein bisschen traurig, ein bisschen fröhlich, aber in jedem Fall erschöpft und den Kopf voller Ideen geht es jetzt nach Hause vom #litcamp17. pic.twitter.com/DOwY5yGsdQ
— Janine (@Kapri_zioes) 25. Juni 2017