Traumwelten: Die Biografie von David Lynch

Was bringt mich dazu, ein über 700 Seiten dickes Buch über einen Regisseur zu lesen? Denn das ist „Traumwelten“ von David Lynch und Kristine McKenna. Ich bin mir nicht ganz sicher. Es ist nicht so, dass ich begeisterter Fan von David Lynchs Filmen bin – eigentlich finde ich seine Filme eher „creepy“. So richtig begeistert hat mich nur die Serie „Twin Peaks“, die David Lynch gemeinsam mit Mark Frost gemacht hat. Aber wie mir ergeht es sicher vielen anderen, denn „Twin Peaks“ ist nun einmal der Publikumsliebling.
Everything I learned in my life, I learned because I decided to try something new. – David Lynch
Wahrscheinlich liegt in diesem Zitat die Ursache dafür, dass ich „Traumwelten“ begonnen habe zu lesen. Irgendwo habe ich es einmal aufgeschnappt und seitdem spuckt mir dieses Zitat im Kopf herum. Es inspiriert und motiviert mich, neue Dinge auszuprobieren. Niemand wäre ein besserer Autor für dieses Zitat als David Lynch, bei so vielen Talenten wie er hat – neben Regisseur ist er noch Schauspieler, Maler, Fotograf, Drehbuchautor und Komponist.
„Traumwelten“
Das Besondere an dieser Biografie ist der Dialog zwischen Kristine McKenna und David Lynch. Jeder Abschnitt von „Traumwelten“ ist so aufgebaut, dass Kristine McKenna in einem Kapitel erstmal eine Zeit aus David Lynchs Leben beschreibt, wie es ein „normaler“ Biograf tut. Also Fakten darstellen, andere Leute befragen und aus den Interviews Zitate in den Text einfließen lassen sowie den Lebensabschnitt in das „große Ganze“ einzuordnen. Im Anschluss daran beschreibt aber David Lynch seine Sicht zum Kapitel McKennas und natürlich auch in Bezug auf die Ereignisse im Leben. Das ist spannend und diese Form ist mir bisher auch noch nicht untergekommen.
Inhalt des Buchs ist die gesamte bisherige Lebensspanne von David Lynch – begonnen bei der Kindheit in Boise, über sein Studium, seine unzähligen Ehen, alle Filme, die er gemacht hat bis hin zur Gegenwart. Spiritualität ist auch ein großes Thema in David Lynchs Leben, was ich bisher nicht gedacht hatte. Er meditiert täglich und das ist wohl auch ein Bestandteil seines Erfolgs. „Traumwelten“ zeigt sehr anschaulich die Hochs und Tiefs der Karriere von David Lynch, aber ganz besonders zeigt es, was David Lynch ausmacht und das ist keinesfalls das Streben nach Erfolg, wie man es bei einem Regisseur dieses Formats vielleicht vermuten könnte. David Lynch wollte in seinem Leben immer nur Kunst machen und seine Ideen verwirklichen. Aufmerksamkeit mag er nicht.
„Twin Peaks“ und andere Werke
Eines der Projekte, die sehr viel Aufmerksamkeit erregt haben, ist „Twin Peaks“. Zu Beginn der Neunzigerjahre arbeitete David Lynch gemeinsam mit Mark Frost an einem Pilotfilm und zwei Staffeln der Serie. Leider zerbrach das Projekt dann während der zweiten Staffel aufgrund mehrerer Ursachen. Weil David Lynch so fasziniert war von der Welt „Twin Peaks“ machte er noch ein Prequel zur Serie „Twin Peaks – Fire walk with me“, der damals ein Flop war. Erst mit der dritten Staffel 2017, sozusagen der Neuauflage von „Twin Peaks“, fand der Film die Anerkennung, die er verdiente. Diese Zusammenhänge werden sehr gut in der Biografie „Traumwelten“ dargestellt, aber „Traumwelten“ bietet keine Interpretationshilfe zur Serie. Jeder, der die über 700 Seiten des Buchs allein aus diesem Grund liest, wird enttäuscht sein.
Aber ein bisschen hilft die Biografie eben doch beim Verstehen von David Lynchs Werk. Zum Beispiel, weiß ich nun, dass David Lynch in Laura Palmer immer Marilyn Monroe gesehen hat. Auch sehr interessant war die Einschätzung von Isabella Rossellini, dass es in David Lynchs Filmen immer um eine Art Geheimnis geht. Und David Lynch hat selbst einmal zu ihr gesagt:
Im richtigen Leben wissen wir nicht, in welche Richtung sich eine Geschichte entwickelt. Wir wissen noch nicht einmal, welchen Verlauf ein Gespräch in der nächsten Minute nehmen wird.
Ich denke, die Biografie ist sehr beeindruckend und könnte auch mich interessieren.
Zeilentänzerin
Freut mich! 🙂