Nicht jede Liebe ist schön oder endet gut, aber immer hat sie eine Bedeutung. Wie könnte man jemanden jemals vergessen, den man geliebt hat? Von Liebe erzählt auch „Das Rauschen in unseren Köpfen“ von Svenja Gräfen. Es ist ihr Debütroman und sie ist im gleichen Jahr geboren wie ich, umso neugieriger war ich, was und wie jemand in meinem Alter schreibt.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bisher noch keines der Werke des Schriftstellerpaares Sylvia Plath und Ted Hughes gelesen habe. Aber zumindest „Die Glasglocke“ von Sylvia Plath habe ich mir fest vorgenommen. Warum habe ich also trotz meiner Unkenntnis zu „Du sagst es“ von Connie Palmen gegriffen, obwohl das Buch nur von dem (Ehe-)Leben der beiden Schriftsteller handelt? Mich faszinieren Künstlerpersönlichkeiten! Ich lese gern Biografien oder biografische Romane von Schriftstellern, weil ich begreifen möchte, was sie ausmacht und warum sie so gut schreiben, wie sie es tun. Eigentlich ein naives Unterfangen, aber unglaublich unterhaltsam.
Ich möchte mich nicht so sehr von großen Trends und Hypes beeinflussen lassen. Jeden Tag setze ich große Bemühungen daran, nicht einfach das unkritisch super gut zu finden, was alle anderen gerade super gut finden. Eine eigene Meinung haben, auch mal unkonventionell sein und in jedem Fall furchtbar individuell sein. Aber ich lebe nicht im luftleeren Raum – als Bloggerin schon gar nicht, wenn so ziemlich täglich die neusten Meldungen des Literaturbetriebes auf Twitter, Facebook, Instagram und Printmedien auf mich einprasseln wie die Kugeln einer MG 42, das von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg verwendet wurde.
Wie kann es sein, dass gerade die unscheinbaren Bücher das Herz mit der Wucht einer Kanonenkugel treffen? Mit „unscheinbar“ meine ich, dass diese Romane vom Medienzirkus relativ unbeachtet bleiben und die Cover auch meist sehr zurückhaltend gestaltet sind. Es ist, als ob die Verlage den emotional-explosiven Inhalt tarnten: Lieber Leser, es ist besser für dein Gemüt, wenn du dieses Buch einfach in der Buchhandlung stehen lässt. Lies das nicht, du machst dich nur ein bisschen unglücklicher (im Sinne von traurig). Mir ist das schon so bei „Raubfischen“ von Matthias Jügler ergangen und bei „Der Schrecken verliert sich vor Ort“ von Monika Held. Jetzt habe ich wieder ähnliche Gedanken bei Paolo Giordanos Buch „Schwarz und Silber“.
Manchmal frage ich mich, welchen Effekt Literatursendungen wie beispielsweise „Das literarische Quartett“ auf die Verkaufszahlen von den vorgestellten Büchern haben. „Der Mauerläufer“ von Nell Zink habe ich überhaupt erst durch die Aprilausgabe des literarischen Quartetts entdeckt. Bisher habe ich keine Folge der Sendung verpasst seit sie im Oktober 2015 neu aufgelegt wurde. Und ja es gibt einige Buchblogger-Kollegen, die „Das literarische Quartett“ nicht ausstehen können. Meine eigene Faszination dafür basiert auch auf einem Cocktail aus Neugier, Genervt-Sein und Beifall. Maxim Biller ist der Knackpunkt am Sendeformat – keiner pöbelt mehr und lenkt die Unsympathie der Zuschauer auf sich. Aber ohne ihn wäre die Sendung tatsächlich staubtrocken.
Es ist Frühsommer, die Sonne scheint, die Blumen blühen und Menschen verlieben sich. Oder sie trennen sich gerade oder sie haben Liebeskummer oder sie heiraten doch. Besonders zu dieser Zeit im Jahr gibt es viele Hochzeiten und genau das nehme ich zum Anlass, um 5 Liebesgeschichten vorzustellen, die ich sehr gern gelesen habe. Ich verspreche dir, dass es sich dabei nur um den minimal erforderlichsten Kitsch handelt, der eben für so eine Liebesgeschichte nötig ist.
David Foster Wallace nannte es „die Üble Sache“ und widmete dieser sogar ein Buch: „Der Planet Trillaphon im Verhältnis zur Üblen Sache“. Mit es meine ich die wohl tödlichste Krankheit, die es gibt –Depressionen. Mein erster richtiger Berührungspunkt zu Depressionen war die Literatur, im Alltag bin ich davon bisher verschont geblieben. Damals habe ich die Biographie von David Foster Wallace gelesen und zum ersten Mal in meinem Leben bekam ich eine Ahnung davon, was das eigentlich bedeutet. Matt Haig hat nun mit „Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben“ ein Buch verfasst, dass „die Üble Sache“ noch besser auf den Punkt bringt und erfühlbar macht.
Er ist 40 Jahre, veröffentlicht Bücher, schreibt Kolumnen und verfasst Drehbücher. Momentan befindet er sich auf groß angelegter Lesereise und füllt in jedem größeren Kaff mit mehr als 100.000 Einwohnern die Veranstaltungshallen. Sein Beziehungsstatus ist Single – und genau das passt hervorragend ins Konzept. Zu seinen Lesungen kommen vorrangig Frauen im Alter von etwa 20 bis 50 Jahren – mit vorrangig meine ich 97,42%, manchmal verirrt sich eben doch ein Mann. Und Michael Nast weiß genau das zu nutzen.
Erwachsenwerden ist nicht einfach, das hat uns schon J.D. Salinger mit „Der Fänger im Roggen“ vorgeführt. Aber eigentlich muss nicht zwangsweise die Erziehung scheitern, sich das Kind nicht geliebt fühlen, wenn es für eine Stunde mal nicht die volle Aufmerksamkeit der Eltern bekommen hat. Oder? Beim Lesen von „Wir kommen“ von Ronja von Rönne möchte ich daran zweifeln, niemand kann so gesund erwachsen werden, dass er nicht mindestens 20 Therapiestunden bräuchte.
Können Musiker Bücher schreiben? Musiker könnte an dieser Stelle auch durch ein beliebiges anderes Wort wie Schauspieler, Politiker, Model, Nachrichtensprecher, … ausgetauscht werden. Es ist eigentlich fast schade, dass in dieser Frage immer auch etwas Häme mitschwingt. Mal sehen, wie das Buch so ist, aber wahrscheinlich wird es sowieso nichts. Eigentlich habe ich deswegen auch schon keine Lust Bücher von – ich wähle jetzt mal einen Sammelbegriff – Prominenten diverser Grade zu lesen. Jetzt die Frage: Warum hab ich es bei Thees Uhlmann doch getan?