Robert Langdon, Dan Brown und ich

Das erste Treffen
Als ich Robert Langdon zum ersten Mal traf war ich gerade erst 20 Jahre alt geworden. Ein paar Monate zuvor war ich bei meinen Eltern ausgezogen und erlebte die erste Praxisphase meines dualen Studiums im Buchhandel. Es war keine leichte Zeit für mich. So gut wie alles war neu: die Stadt (Leipzig), die Arbeit, die Menschen. Noch dazu war es gerade Winter und bei meinen Arbeitszeiten (häufig bis 20 Uhr) war ans Rausgehen nach der Arbeit ohnehin nicht zu denken. Ich fühlte mich damals ziemlich einsam und teilweise richtig überfordert, weil ich mit den Aussagen meines damaligen Chefs häufig nichts anfangen konnte.
Was machte ich also in meiner Freizeit? Ich las Bücher, denn davon gab es durch meine Arbeit im Buchhandel schon damals genug. Auf Arbeit entdeckte ich dann auch eine Schmuckausgabe mit vielen Fotos und Illustrationen des Buches „Illuminati“. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich nur Sakrileg im Kino gesehen und ich mochte ihn sehr, nicht zuletzt wegen Audrey Tautou als Sophie Neveu. Und dann las ich also „Illuminati“, weil mir mit meiner Freizeit nichts Besseres einfiel. Innerhalb eines freien Tages hatte ich „Illuminati“ ausgelesen und ich wollte am liebsten gleich meinen nächsten Urlaub in Rom planen. Aber so einfach war das ja nicht.
Das Dan Brown Rezept
Weil ich nicht aus meiner neuen Situation wegkam, habe ich mir am nächsten Arbeitstag gleich die Schmuckausgabe von „Sakrileg“ bestellt. Mir gefiel die Figur von Robert Langdon außerordentlich gut. Ein Harvard-Professor für religiöse Ikonologie und Symbologie im mittleren Alter, der trotz seiner Tätigkeit als Professor noch körperlich sehr fit war. Robert Langdons Erklärungen zu den ganzen Rätseln, die er im Verlauf der Bücher lösen musste, waren spannend und ich lernte auch immer etwas Neues über Kultur und vor allem Religion. Noch dazu war die Handlung an sich fesselnd, ganz Thriller eben. Es ging immer um große Themen, meist das Überleben der einzelnen Charaktere, denn sie befanden sich während ihrer anspruchsvollen Schnitzeljagd immer in höchster Gefahr. Auch Jahre später kenne ich nur wenige Autoren, die so gut recherchieren wie Dan Brown es tut.
Nach „Sakrileg“ musste ich natürlich gleich „Das verlorene Symbol“ lesen, es war erst wenige Monate zuvor erschienen. Aber es hat mich etwas enttäuscht damals. Es war anders als „Illuminati“ und „Sakrileg“ und die Handlung stellenweise abgedreht. Vielleicht erinnerst du dich an die Szenen mit dem Waterboarding und diese seltsame Flüssigkeit, in welcher der Mensch trotzdem atmen kann. Das war mir zu schräg. Und dann hörte ich erst wieder etwas von Robert Langdon als ich schon nach Chemnitz gezogen war und mein Leben sich erneut komplett geändert hatte. (Aber diesmal gefiel es mir außerordentlich gut.) 2013 erschien Inferno und es war wieder näher an „Illuminati“ und „Sakrileg“ dran, wenn auch nicht mehr ganz so gut.
Lohnt sich „Origin“ von Dan Brown?
Bei dieser Vorgeschichte hat mich natürlich auch das neue Buch „Origin“ von Dan Brown sehr interessiert. Ist es wieder so gut wie damals als es mir über meinen Kummer etwas hinweghalf? Ist „Origin“ spannend? Ich habe „Origin“ gerade erst gelesen und es ist natürlich spannend, aber dieses gleiche Gefühl wie bei „Illuminati“ und „Sakrileg“ kommt bei mir nicht mehr auf. Dan Brown hält sich an sein bewährtes Schema. Tilman hat dieses Schema auf seinem Blog 54Books sarkastisch, aber sehr treffend dargestellt. Und dieses Schema nutzt sich mit der Zeit eben ab. Die Wendungen in der Geschichte werden vorhersehbarer.
Dabei hat Dan Brown sich für „Origin“ schon etwas einfallen lassen. Er stellt Robert Langdon in „Origin“ nicht mehr so in den Vordergrund. Eigentlich hat Robert Langdon sogar ziemlich wenig zu tun, denn aus den sonst zehn verschiedenen Rätseln, ist nur die Jagd nach einem Passwort geworden. Robert Langdons Wissen über Symbologie wurde leider nicht wirklich gebraucht und gerade das hatte mich immer so fasziniert. Möglicherweise ist der Professor im sechsten Teil der Reihe arbeitslos, aber diese Aussage ist ein wenig ketzerisch.
Zusammenfassend ist „Origin“ von Dan Brown ein guter Thriller, aber er reicht nicht an die ersten Robert Langdon Bücher heran. Vielleicht wartest du einfach bis das Taschenbuch zu „Origin“ erscheint und gibst nicht die stolzen 28 € für die Hardcover-Variante aus.
Sakrileg hab ich verschlungen. Zu Sakrileg habe ich damals sogar allerlei artverwandte Literatur und Sachbücher gelesen. Da war ich noch in der Schule. Ogott, ich muss so mega jung gewesen sein. Vielleicht war ich 15 oder 16. Ich weiß noch dass ich sein Buch Diabolus während einem Wochenende mit einer Freundin in Jena in der Thalia Buchhandlung gelesen habe, in einem mordsmäßigen Tempo- so als Pause zwischen dem ganzen Rumrennen. Und dann kamen die Filme zu Sakrileg und Illuminati und dann war ich Erwachsen und mein Interesse erloschen. Illuminati habe ich nur noch als Film gesehen, das Buch angefangen, aber… Weiterlesen »
Ich wüsste gar nicht, ob ich einen 6. Robert Langdon jetzt noch lesen wollen würde. Schwierig. Wahrscheinlich gibt es lesenwertere Bücher. 🙂
Ich liebe Bücher, die einen in einer aufregenden Schnitzeljagd durch die Gegend hetzen und bei Dan Brown noch besonders, dass er immer wunderschöne Kulissen dafür aussucht. Jedes Mal möchte ich gleich meinen Koffer packen und die Städte besuchen, in denen Robert Langdon seine Abenteuer erlebt. Origin habe ich noch nicht gelesen. Allerdings hat mir das, was Dan Brown bei der Pressekonferenz der letztjährigen Frankfurter Buchmesse über Glaube, Religion und deren Bedeutung in der Zukunft sagte, sehr gut gefallen. Ich hoffe, einiges davon im Buch wiederzufinden. Und das wäre ein zusätzlicher Aspekt, der Origin dann nicht nur zu einer bloßen Wiederholung… Weiterlesen »
Hallo Gabi,
welche Aussagen auf der Frankfurter Buchmesse haben dich denn besonders beeindruckt. Kannst du dich noch erinnern?
Viele Grüße,
Janine
Hallo Janine, man kann den Livestream der Pressekonferenz Dan Browns sogar (in Auszügen) bei Lovelybooks immer noch abrufen und jetzt noch ansehen. Das hab ich jetzt nicht noch mal gemacht und fasse meine Erinnerungen grob zusammen. Dan Brown wurde gefragt, welche Rolle seiner Meinung nach Religion(en) in der Zukunft spielen werden. Und er antwortet in etwa, dass seiner Meinung nach nicht eine Religion „richtig“ und die anderen „falsch“ sind, sondern hinter allen die gleichen Grundsätze stehen, die auch in der Zukunft für das menschliche Miteinander Bedeutung haben werden. Je mehr die Wissenschaft sich weiter entwickelt, desto weniger Platz bleibt für… Weiterlesen »
Hallo Gabi,
danke für deine Zusammenfassung. Der Grundgedanke des Buchs ist wirklich auf den Punkt gebracht. Es sind schöne Gedanken und sogesehen lohnt sich Origin irgendwie doch.
Viele Grüße,
Janine
Liebe Janine,
freut mich zu lesen dass dieser Aspekt doch im Buch rüberkommt und jetzt freue ich mich gleich noch ein bisschen mehr darauf, es zu lesen.
LG Gabi
Hallo nochmal 🙂
28€ für ein Hard-Cover? Ich weiß, wieso ich fast ausschließlich nur Taschenbücher kaufe…
Die Robert-Langdon Bücher werde ich in den nächsten Monaten auch endlich mal in Angriff nehmen. Die Thematik mit den Symbolen & Geheimnissen der Geschichte, finde ich sehr faszinierend und ich hoffe, dass mir die Bücher so zusagen, wie es die Filme bisher getan haben.
Liebe Grüße!
Fand am besten mit Illuminati an. Das ist der erste Robert-Langdon-Roman. 🙂
Ja, ich habe sie in meiner Leseliste schon nach der Reihenfolge eingetragen 🙂
Ich muss zugeben, dass mir dieser Roman durch die Finger gerutscht ist. Ich bin ja großer Fan von den Robert Langdon Büchern! Die meisten Werke habe ich während meiner zwei Schwangerschaften gelesen. War das von Vorteil? Ich weiß ja nicht… Aber packend fand ich die alle! Viele Grüße, Nora