Oh mein Gott, ich kann Jersey nähen.

Als ich mir vor 2,5 Jahren eine eigene Nähmaschine gekauft habe, habe ich mir auch ein Nähbuch dazu gekauft. Es war „Liebe auf den ersten Stich“ von Tilly Walnes und erklärte anhand verschiedener Nähprojekte mit gewebten Stoffen die absoluten Grundlagen des Nähens. Dieses Konzept liebe ich! Nähbücher für Anfänger, die nur seitenweise Technik und Theorie erklären ohne Bezug zu einem Nähprojekt, finde ich langweilig. Sie sind nicht gerade motivierend. Umso mehr habe ich mich gefreut, als Tilly Walnes kürzlich ein ganzes Buch über das Nähen mit Jersey-Stoff veröffentlicht hat, denn das hat mir wirklich noch gefehlt. Es heißt immer: Für Nähanfänger ist Jersey kein Stoff. Zu schwierig. Der dehnt sich und wellt sich, wenn man einen Fehler macht. Um ehrlich zu sein, hatte ich ein bisschen Angst davor, Jersey anzugreifen und damit zu nähen. Obwohl ich gern Jersey trage, schließlich ist das der klassische T-Shirt-Stoff und T-Shirts sind super.
„Wohlfühlmode aus Jersey“ von Tilly Walnes
Schon vor Jahren hatte ich mir einen Obertransportfuß für meine Nähmaschine gekauft, mich aber nie getraut, diesen auch zu verwenden. Der kostet kein Vermögen, erleichtert das Nähen mit Jersey aber ungemein. Seit ich den „Rock Bibi“ aus dem Buch von Tilly Walnes genäht habe, ist er dauerhaft an meiner Nähmaschine im Einsatz. Der „Rock Bibi“ ist das einfachste Modell aus „Wohlfühlmode aus Jersey“ und man lernt an ihm sehr gut die ersten Grundlagen. Ich habe ihn sogar zwei Mal genäht – zu Beginn aus einfachen dunkelblauen Jersey und einen zweiten aus einem blauen Leoparden-Muster. Den liebe ich jetzt besonders.
Das zweite Modell, welches ich aus Tilly Walnes Buch genäht habe, war das „Baseballshirt Frankie“. Oh mein Gott, ein Oberteil mit Ärmeln. Als ich den Stoff zugeschnitten habe, hatte ich schon etwas Angst, ob ich mir nicht zu viel zutraue. Für „Frankie“ habe ich Ärmel aus schwarzem Sweatstoff gewählt. Vorder- und Rückteil sind aus hellgrauem Sommersweat, wobei auf der Vorderseite eine Französische Bulldogge aufgedruckt ist. Ich hatte an dem Tag, als ich den Stoff gekauft hatte, wohl etwas Humor. Im Nachhinein würde ich nicht wieder dicken schwarzen Sweat für die Ärmel auswählen, weil dieser Stoff sich zu wenig dehnt. Das hat mir beim Nähen des Halsausschnittes Probleme gemacht, sodass ich jetzt auch eine kleine Falte hineingenäht habe. Schade, aber ansonsten bin ich sehr zufrieden mit „Frankie“. Bei den Säumen habe ich zum ersten Mal eine Zwillingsnadel verwendet und das Ergebnis sieht wirklich professionell aus. Das werde ich nun auch häufiger machen.
Tilly Walnes hat ein Talent dafür, Techniken anhand von konkreten Nähprojekten so zu erklären, dass ich es verstehe und auch vergleichsweise gut umsetzen kann. Ich habe schon einige Nähbücher gelesen und bisher ist mir das noch nirgends untergekommen. Im Prinzip erläutert Tilly Walnes immer die einzelnen Schritte für ein Nähprojekt und schiebt dann nochmal bebilderte Exkurse zu bestimmten Nähtechniken ein. Auf diese Exkurse verweist sie dann auch an anderen Stellen des Buchs. Die einzelnen Nähprojekte bauen aufeinander auf. Das hat dann auch zur Folge, dass man, wenn man jedes Projekt aus dem Buch genäht hat, sich auch viel Wissen über Nähtechnik angeeignet hat, ohne dass es besonders anstrengend oder langweilig war. Schön finde ich auch, dass Tilly Walnes zu jedem Projekt zwei bis drei Ideen zeigt, wie man es abwandeln kann.
Welche Schnitte sind im Buch enthalten?
- Rock Bibi
- Baseballshirt Frankie
- Pulli & Kleid Freya
- Kapuzenpulli & Jogginghose Stella
- Kleid Joni
Und jetzt?
Ich weiß jetzt, dass Jersey gar nicht so schlimm ist, wie ich immer gehört habe. Als ich „Frankie“ fertig genäht hatte, habe ich gedacht: „Oh mein Gott, ich kann Jersey nähen.“ Ich bin sehr stolz auf mich und das Nähen mit Jersey macht mir richtig viel Spaß. Demnächst möchte ich gern noch einen „Pulli Freya“ und vielleicht eine „Jogginghose Stella“ nähen. Auf Instagram kann man sich übrigens die Ergebnisse von anderen unter den Hashtags #Sewingfrankie, #Sewingbibi und so weiter ansehen. Das inspiriert sehr.