Nur nicht verzweifeln – Über einen Einbruch, eine Abschlussarbeit und die Sünde der Frau

Eine schlimme Ungerechtigkeit
Die letzten Wochen waren für mich alles andere als leicht. Seit Anfang April mühe ich mich mit meiner Masterarbeit ab, versuche eine gute Forschungsfrage zu formulieren und einen roten Faden im Thema zu finden. Wenige Tage nachdem ich endlich ein Exposé verfasst hatte, mit dem ich einigermaßen Zufrieden war, wurde bei mir in die Wohnung eingebrochen. Es wurde alles verwüstet und etliche Wertsachen gestohlen – mit dabei war mein Laptop. Glücklicherweise hatte ich eine Sicherheitskopie von meinem vorletzten Arbeitsstand und so musste ich nur 3 Stunden Arbeit an meiner Abschlussarbeit nachholen.
Nichtsdestotrotz ist es nicht so, dass ich nun einfach schreiben kann als wäre nichts gewesen. Die ersten 2 Wochen nach dem Einbruch war ich überhaupt nicht in der Lage, irgendwas Produktives zu tun. Ich war zu aufgewühlt und zudem bringt so ein Einbruch jede Menge Arbeit mit sich – Unterlagen für die Versicherung zusammensuchen, die Wohnung überhaupt erstmal aufräumen oder auch einfach Maßnahmen für mehr Sicherheit ergreifen. Mittlerweile geht es mir mit dem Einbruch besser. Ich habe gelernt, ohne die Dinge zu leben, die mir gestohlen wurden und habe nicht mehr permanent Angst, dass ein dunkelgekleideter Mann nachts in meiner Wohnung stehen könnte. Nun bin ich dabei, den Theorieteil meiner Abschlussarbeit niederzuschreiben. Es ist unglaublich mühselig, gerade weil ich das Gefühl habe, dass noch nicht alles komplett rund an dieser Arbeit ist. Besonders mangelt es mir am praktischen Mehrwert meiner Arbeit – ich sehe einfach keinen Sinn im Schreiben außer, dass ich irgendwann endlich mal mein Zeugnis erhalte.
Ein bisschen Zweifel
Vielleicht stehe ich mir unterbewusst auch selbst im Weg und bremse mich beim Schreiben der Arbeit, schließlich weiß ich noch immer nicht, was ich nach Ende des Studiums machen soll. Ich habe meinen alten Werkstudentenjob Anfang des Jahres gekündigt, weil ich wissen wollte, wie es ist, im Onlinemarketing zu arbeiten. Jetzt arbeite ich da und es ist okay, aber ich bin mir nicht sicher. Mir fehlt die Kopfnuss, an der ich herumdenken kann. Aber klar, erstmal abwarten, welche Stellen es im Herbst überhaupt gibt – noch habe ich ein paar Monate Zeit für die Bewerbung.
Mit diesen seltsamen Gefühlen habe ich gestern Abend ein Buch gelesen, in welchem es um das Leben von bekannten Frauen ging: „Die Sünde der Frau“ von Connie Palmen. Nicht einmal 100 Seiten umfasst das Buch, deshalb habe ich es in einem Stück gelesen. Connie Palmen schreibt darin über das Leben der vier Frauen Marilyn Monroe, Marguerite Duras, Jane Bowles und Patricia Highsmith. Es geht um die Parallelen im Leben dieser berühmten Frauen – ihr selbstzerstörerisches Verhalten, ihre Kreativität und ihr Streben nach Selbstbestimmung. Augenscheinlich ist den Biografien der Frauen gemeinsam, dass sie keinen Vater hatten, die Beziehung zur Mutter komplex war und sie sich für die Öffentlichkeit einen anderen Namen gegeben haben. Marilyn Monroe, Marguerite Duras, Jane Bowles und Patricia Highsmith brechen gesellschaftliche Regeln, um frei und autonom zu sein. Dieses Verhalten macht sie berühmt, aber auch einsam und sorgt für Schmerz.
In meiner aktuellen Situation gibt mir „Die Sünde der Frau“ von Connie Palmen natürlich zu denken. Diese Frauen lebten und starben im 20. Jahrhundert, seitdem hat sich manches verändert, aber sicher nicht alles.
Du Arme! Das stelle ich mir ganz schrecklich vor … zum Glück hast du es einigermaßen gut verwunden. Man denkt sich ja immer, es ginge „nur“ Materielles verloren, aber wenn man dann merkt, dass die eigene Wohnung doch kein unangreifbarer Rückzugsort ist, tut man dann doch überrascht. Ich wünsche dir alles Gute und natürlich viel Erfolg für die Abschlussarbeit!
Danke Diandra!
Ja, das schlimmste sind nicht die gestohlenen Sachen, sondern der Verlust des Sicherheitsgefühls. Manche Menschen bekommen da auch psychische Probleme, was bei uns bisher glücklicherweise ausgeblieben ist.
Als ich eine Freundin in Italien besucht habe und wir kurz vorm Rückflug in ein Einkaufszentrum gegangen sind, ist in ihr Auto eingebrochen worden und alle meine Sachen wurden gestohlen, inklusive iPad, persönliche Aufzeichnungen, USB-Sticks und alle Klamotten, die ich dabei hatte, natürlich auch die Schlüssel meiner Wohnung. Geldbeutel und Handy hatte ich zum Glück mitgenommen, trotzdem war es ein komisches Gefühl mit nur zwei Dingen in der Hand zurückzufliegen. Nicht zu reden was alles danach noch zu organisieren war, wie zum Beispiel wieder in die Wohnung zu kommen… Einen Einbruch stelle ich mir noch etwas schlimmer vor und das… Weiterlesen »
Hallo Andrea,
danke, dass du dein „Diebstahl-Erlebnis“ mit mir geteilt hast. Je öfter ich darüber rede, desto häufiger stelle ich fest, dass anderen Menschen auch so etwas wie Diebstahl oder Einbruch passiert ist. Mir hilft das, weil ich so nicht allein bin und es zeigt auch, dass das Leben weitergeht.
Ich hoffe, du hast beim Lesen von Connie Palmens Buch genauso viel Freude wie ich!
Janine