El Dorado entdecken mit „Die goldene Stadt“ von Sabrina Janesch

Manchmal vermisse ich meine Kindheit oder besser gesagt die Abenteuergeschichten daraus: Moby Dick, Peter Pan oder auch das Dschungelbuch. Womöglich ergreift mich die Langeweile meines Erwachsenenalltags, wenn ich an Mogli und Shere Khan denke. Als Kind habe ich unzählige Male den Disneyfilm über das Dschungelbuch gesehen und war dabei immer etwas aufgeregt, ob ich später auch einmal solche Abenteuer bestehen würde. Damals habe ich noch nicht geahnt, dass es diese Art von Abenteuer für die meisten Menschen nur in der Kindheit gibt. Ich sage die meisten Menschen, weil es schon Ausnahmen gab. Eine davon schildert das Buch „Die goldene Stadt“ von Sabrina Janesch.
Die Geschichte hinter der Geschichte
Südamerika ist ein rätselhafter Kontinent. Er zieht an durch seine mysteriösen Kulturen, sein funkelndes Gold und natürlich die außergewöhnliche Landschaft. Seit die Spanier und Portugiesen diesen Kontinent erobert haben, lässt er die westliche Welt mit seinen Legenden und Geheimnissen nicht mehr los. Eines dieser Rätsel, ist die alte Inkastadt Machu Picchu in Peru. 1911 soll der US-amerikanische Archäologe Hiram Bingham Machu Picchu entdeckt haben, so die Geschichtsschreibung. Aber das ist schlicht falsch. Hiram Bingham war nicht der Erste, sondern bereits 44 Jahre zuvor hat ein Deutscher die Inkastadt betreten: Augusto R. Berns.
Auch heute noch wirft Machu Picchu Geheimnisse auf. Nicht alles wurde bereits erforscht und kann erklärt werden. Die Stadt wurde im 15. Jahrhundert von den Inka in 2430 Metern Höhe zwischen den Gipfeln der Berge Huayna Picchu und Machu Picchu erbaut. Sie umfasste etwas mehr als 200 Steinbauten, die sich auf Terrassen befinden und über Treppen verbunden sind. Die Inka bauten ebenfalls ein weitverzweigtes Wassersystem, das auch heute noch funktioniert. Diese unglaubliche Stadt befindet sich nur 75 km von der Inka-Hauptstadt Cusco entfernt. Warum haben die Inka nur ein solches Weltwunder errichtet? Diese Frage ist bis heute unbeantwortet.
Die goldene Stadt
Sabrina Janeschs Buch „Die goldene Stadt“ erzählt die Lebensgeschichte von Augusto R. Berns und die Entdeckung Machu Picchus durch ihn. Augusto R. Berns hieß nicht immer schon so. Sein eigentlicher Name lautet Rudolph August Berns und er wurde in Uerdingen im damaligen Preußen geboren. Sein Vater und sein Großvater besitzen eine gut gehende Weinhandlung. Rudolph August Berns mangelt es also an kaum etwas in seiner Kindheit, am wenigstens an Fantasie. Er treibt seine Mutter fast in den Wahnsinn mit seinen albernen Lügengeschichten, dabei sind sie für Rudolph fast schon real. Nach dem Tod des Großvaters beschließt sein Vater, nach Berlin zu ziehen und dort einen neuen Weinladen zu eröffnen. Er will sich etwas trauen und damit hat er großen Erfolg. Die Familie Berns hat jetzt viel Geld und Rudolph liest viele Bücher, unter anderen auch welche über die Inka und El Dorado. Schnell steht für ihn fest, dass er Entdecker werden möchte – sein Ziel heißt El Dorado.
Dieses Familienglück währt allerdings nicht lang: Der Vater kommt bei einem Unfall ums Leben. Von da an wird alles für Rudolph schlechter. Seine Familie zieht nach Solingen, seine Mutter heiratet einen neuen Mann, Rudolph muss eine Schmied-Lehre beginnen und kann sich sein Ingenieursstudium aus dem Kopf schlagen. Viel Arbeit und keinerlei Luxus bestimmen jetzt das Leben. Und bald wird Rudolph auch noch vom Militär eingezogen werden. Seine Träume hat Rudolph aber nicht vergessen und deshalb flüchtet er nach Peru.
Der Schreibstil von Sabrina Janesch ist großartig. Während ich „Die goldene Stadt“ gelesen habe, konnte ich alles um mich herum vergessen und war förmlich mit bei der Suche nach El Dorado dabei. Ich habe Augusto R. Berns für seinen Mut und vor allem für seinen Durchhaltewillen bewundert. Trotz all dieser Entbehrungen hat er sein Ziel zu keiner Zeit aus dem Auge verloren und dann tatsächlich etwas Bedeutendes entdeckt. „Die goldene Stadt“ macht Mut, hartnäckig zu bleiben und außerdem ist das Buch eine sehr unterhaltende Geschichte, in der man sich selbst ganz verlieren kann.
Sabrina Janesch: Die goldene Stadt. Rowohlt Verlag. ISBN: 978-3871348389. 528 Seiten. 22,95€.
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