Ein Rückblick: Manchmal bin ich so stur wie Coco Chanel.

In den vergangenen Monaten habe ich viel über mich gelernt: Erst beim Schreiben meiner Masterarbeit, dann als ich mir in den Kopf gesetzt habe, nähen zu lernen und auch als ich mich um einen Einstiegsjob beworben habe. Mitunter bin ich in diesem Jahr auch häufiger an meine Grenzen gekommen als bisher, denn viele Situationen waren neu für mich. Vorbei war die Routine aus Lernen, Prüfungen schreiben und jede Woche als Studentin jobben zu gehen – plötzlich wollten schwerwiegendere Entscheidungen getroffen werden. Es ging nicht mehr länger um einzelne Punkte beim Multiple-Choice-Test in der Uni.
Also was habe ich gelernt? Bei meiner Masterarbeit habe ich beispielsweise gelernt, dass es im Prinzip nur an mir selbst liegt, eine gute Arbeit auf die Beine zu stellen und ich das Ergebnis der Arbeit auch nur mir allein zu schreiben kann. Zwar musste ich mich auf ein Thema bewerben, aber es war keinesfalls so, dass der Professor schon ein bestimmtes Ziel damit verfolgte. Also musste ich selbst ein Ziel, einen Sinn, finden. Und im weiteren Verlauf natürlich auch selbst herausfinden, wie ich dieses Ziel eigentlich erreiche. So viel Freiraum hatte ich an der Universität bisher nicht erlebt und das war manchmal sehr anstrengend, aber im Grunde auch sehr aufregend.
Aber ich habe in der vergangenen Zeit auch gelernt, dass es sich lohnt zu warten, ein schlechtes Bauchgefühl ernst zu nehmen und Unsicherheit auszuhalten. Gerade die letzten Wochen waren geprägt von einem Auf und Ab der Emotionen und Hoffnungen. Die Suche nach einem Einstiegsjob ist eben selten leicht. Ich habe viele Gespräche geführt und viel nachgedacht. Es gab Unternehmen, bei denen ich gern gearbeitet hätte, die mir allerdings absagten und es gab auch Unternehmen, bei denen ich kein gutes Gefühl hatte und ausgerechnet diese gaben mir einen Arbeitsvertrag. Die zweite Situation war übrigens am schwierigsten für mich. Aber nun habe ich genau die Stelle bekommen, die ich mir gewünscht habe und ich freue mich aufs Arbeiten. Schönes Gefühl.
Manchmal bin ich so stur wie Coco Chanel.
Vielleicht fragst du dich, was das jetzt alles mit Coco Chanel zu tun hat? Beim Lesen der Romanbiografie „Coco Chanel“ von Nadine Sieger habe ich festgestellt, dass nicht nur ich beharrlich, ehrgeizig und bisweilen stur sein kann. Coco Chanel hat diese Charaktereigenschaften sehr gepflegt und dafür bewundere ich sie aufrichtig. Diese Frau hat sich nicht beirren lassen, als sie in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts Männerkleidung trug, weil weite Rücke und Korsagen sie einschränkten.
Mit diesem Eigensinn hat sie dann die Welt der Mode revolutioniert: Das kleine Schwarze, Chanel No. 5 und das Chanel-Jäckchen aus Bouclé sind wohl die wichtigsten Meilensteine, aber das war bei weitem nicht alles. Coco Chanel war im wahrsten Sinn ein Workaholic. Und sie hat sich auch nicht unterkriegen lassen als es wieder einmal nicht mit der großen Liebe klappte. Denn trotz ihrer ganzen Errungenschaften und ihrer Bekanntheit, war sie eben keine Adlige und gehörte nie so richtig zur Haut-Voleé dazu. Beim Lesen der Romanbiografie nach Nadine Sieger tat es mir jedes Mal weh, wenn einer ihrer Liebhaber wieder lieber eine standesgemäße Frau heiratete. Natürlich war das Buch aber nicht nur wegen der Person Coco Chanel für mich interessant, auch für mein eigenes Nähen habe ich aus der Biografie Anregungen genommen. Leider sind meine Näh-Fähigkeiten noch nicht so gut, dass ich eine Bouclé-Jacke nach Chanel-Schnitt nähen könnte, aber es ist definitiv eines meiner Ziele, so etwas zu können und das werde ich aufgrund meiner Sturheit irgendwann auch schaffen.