Die Wahrheit über das Buchbloggen.

Manchmal muss es eine Pause sein. Mein Kopf hat ein bisschen Abstand gebraucht vom Bloggen, vom Lesen, vom Schreiben über Bücher. Ich fand es anstrengend, die Blogseite zu öffnen oder in manchen Momenten auch die eMails zu lesen, die an mich verschickt werden. Mit der Bitte um Rezension dieses oder jenes Lyrikbandes, obwohl ich bisher noch nie groß über Lyrik geschrieben habe. Oder ich müsse unbedingt über die Abenteuer des Hundes Lumpi schreiben, der wirklich total einzigartig und weise sei. Die Wahrheit ist: Ich muss nichts.
Aber dieser Wahrheit musste ich mir erst wieder bewusstwerden in den vergangenen drei Monaten. Für diese Erkenntnis war es nötig, dass ich das Arbeitszimmer meines Freundes und mir neu plane und umgestalte. Es ist jetzt nicht mehr die ultimative Abstellkammer mit Schreibgelegenheit, sondern ein Hobbyraum zum Kreativsein mit extra großem höhenverstellbarem Schreibtisch und einer aufgeräumten Schrankwand, in die meine ganzen Nähutensilien hineinpassen. Aber das allein hat auch noch nicht gereicht, um mir wieder Lust aufs Schreiben zu machen oder dazu geführt, dass ich mal wieder ein dickeres Buch in die Hand nehme.
Warum über Bücher bloggen?
Erst durch den über zweiwöchigen Schottland Urlaub mit meinem Freund bin ich mir wieder bewusst geworden, warum ich überhaupt einmal mit dem Bloggen über Bücher begonnen habe. Und das war einfach, weil ich die Geschichten mit anderen Menschen teilen wollte. Weil ich über das Schreiben wollte, was mich bewegt und welche Erkenntnisse ich aus den Büchern gewonnen habe, die ich gelesen habe. Weil ich zeigen wollte, welche Bereicherung Bücher im Leben sein können.
Über die Zeit habe ich das ein vergessen. Oder was heißt vergessen: Ich habe mich von diesem Ziel ablenken lassen durch das ganze schöne Bling-Bling des Literaturbetriebs. Es passiert ziemlich schnell, dass nur noch Bücher wichtig sind, die neu sind, also jünger als ein halbes Jahr. Denn so funktioniert der Buchmarkt nun einmal. Es gibt das Frühjahrs- und das Herbstprogramm und Bücher bekommen nur Aufmerksamkeit, wenn sie gerade erschienen sind und nicht schon im letzten Programm veröffentlicht wurden. Und so wie mir geht es wohl vielen Buchbloggern oder Bookstagramern (Menschen, die auf Instagram über Bücher schreiben). Denn immer, wenn ich Social Media öffne, dann sehe ich vor allem eine Flut neuer Bücher und eher selten Klassiker oder Bücher, die vielleicht älter als 1 Jahr sind.
Auf Dauer ist das ermüdend, zumindest erging es mir so. Was habe ich nun also vor? Ich möchte nicht mehr jeden Buch-Marketing-Hype aufsitzen, der gerade grassiert und nur noch die Bücher lesen, auf die ich gerade wirklich Lust habe und nicht, weil es ein Rezensionsexemplar ist und ich eine Rezension dazu veröffentlichen sollte. Sorry. So funktioniert Buchbloggen für mich nicht – zumindest kein Buchbloggen in der Qualität, die ich mir vorstelle. Und ich möchte wieder mehr ältere Bücher lesen und besprechen. Denn die Wahrheit ist: Ich muss nichts außer gern Schreiben.
Hallo Janine, ich hab dich gerade durch einen Retweet von Anna (Ink-of-books) gefunden und muss dir hier einfach zustimmen. Es ist cool, mal von jemand anderem seine eigenen Gedanken zu lesen 🙂 Ich bin mittlerweile selbst in nem Loch beim Bloggen, wo mir einfach die Lust fehlt, mich hinzusetzen und etwas zu schreiben, dieses Jahr war wirklich nicht meins, weil ich mittlerweile diesen Druck gespürt habe ‚wenn ich nicht über neue Bücher schreib, dann kann ich nicht mithalten‘, obwohl ich mich nicht mit anderen Bloggern messen wollte. Dein Beitrag hier hilft auf jeden Fall, danke dafür. Werde meine Einstellung auch… Weiterlesen »
Ich hätte nicht damit gerechnet, aber ich glaube, wir sind genug Leute, um mindestens 2 Gruppen „Anonyme Novitäten-süchtige Blogger“ zu gründen. Im Ernst: Ich hätte nie gedacht, dass es so vielen genauso geht wie uns beiden.
Hallo Janine, ich bin ja nur wegen deines Mottos auf deinen Blog aufmerksam geworden … Und dachte: Wow, das ist jemand, dem ist Qualität wichtig! Das hat mir so imponiert, dass ich dich in meine riesige Blogroll aufgenommen habe … Denn ich denke: Es gibt so viel mehr Qualitätskriterien als „nur“ die Bestsellerlisten. Ebenso, wie es mehr Kriterien für den Erfolg eines Buches als „nur“ das Geld gibt. Ich suche auch immer das „Andere“ und finde es wie du oft in „älteren Büchern“, zunehmend aber auch im Sachbuch oder unter Selfpublishern. Vor allem bei Letzteren stehe ich auf dem Standpunkt:… Weiterlesen »
Hallo Maria, danke für deinen lieben Kommentar! Schon seit dem Studium frage ich mich, was eigentlich diese Qualität ist und ob das in gewissen Bestandteilen jeder gleich empfindet. Viele Grüße,
Janine
Hey Janine,
also eigentlich möchte ich mich nur für deinen Blogbeitrag bedanken, denn das ist genau das warum ich es tue. Also das Buchbloggen.
Ich freue mich schon drauf zu sehen, welche Bücher zu zeigen wirst. 🙂
Hab einen tollen Abend!
Ganz lieben Gruß
Steffi
Liebe Steffi, ich danke dir für deine lieben Worte! 🙂
Du hast sehr schöne Worte gefunden und ich finde es auch sehr wichtig, sich bewusst zu machen, dass das Buchbloggen ein Hobby ist, etwas, das Spass machen sollte. Und du hast Recht: müssen tust du nichts! Manchmal erleichtert dieser Gedanke schon vieles und man kann klarer sehen!
Man muss es eben nur erstmal erkennen und das mitunter immer wieder neu.
Schöne Worte, die mich nachdenken lassen. Ich bin zwar keine Buchbloggerin, aber ich lese gerne, und habe mich durchaus von Bloggern zu dem ein oder anderen Buch „verleiten“ lassen. Manche Schätzchen habe ich dadurch erst kennen gelernt, aber manches war halt auch so überhaupt nicht mein Ding. Ich habe nun das Glück, hier am Ort eine gut sortierte öffentliche Bücherei zu haben, so dass ich zumindest mir diese Bücher nicht zugelegt habe. Ich lese gerne die Rezensionen von Buchbloggern, und manchmal ist es auch wie ein Austausch über das gerade Gelesene. Ich habe mich aber auch schon von Blogs abgewandt,… Weiterlesen »
Hallo Brigitte,
Artikel, in denen Bücher künstlich (aus welchem Zwang auch immer) gut rezensiert wurden, habe ich schon immer gehasst. Und ich habe seitdem ich mit dem Bloggen begonnen habe, darauf geachtet, dass ich ein Buch nicht besser beurteile als es ist, nur weil vielleicht der Verlagsmitarbeiter besonders nett ist oder ich die Autorin kenne. Alle Einflüsse ausblenden kann natürlich kein Schreibender, aber bewusst etwas besser machen als es ist, widerspricht allem, was ich über das Bloggen gelernt habe. Insofern kann ich gut verstehen, dass Blogleser sich dann auch abwenden.
Also, danke dir und viele Grüße,
Janine
Hallo, ja, Lyrik wird mir auch öfter angeboten. Und Kinderbücher. Und Erotikromane. Und Romantasy. Und andere Dinge, die ich auf meinem Blog normalerweise nie bespreche. Früher fühlte ich mich da auch manchmal verpflichtet, aber inzwischen sehe ich das wie du: nix muss ich. Umräumen und Ausmisten kann so befreiend sein! Bei mir ist so eine Großreinemachakion mal wieder in meinem Hobbyzimmer fällig, bevor die Aquarellfarben, Pinsel, Skizzenblöcke im Chaos versinken und mir die Lust am Malen versauen. Ich hatte vor nicht allzulanger Zeit auch den Drang, mal aufzuräumen in meiner persönlichen Bloggerwelt. Genres abzuhaken, die mich eigentlich gar nicht interessieren… Weiterlesen »
Danke Mikka. Das Ausmisten meines Bücherregals steht noch auf der To-Do-Liste. 🙂
Liebe Grüße,
Janine
[…] von Frau Hemingway hat über das Bücherbloggen geschrieben und ich konnte mich in einigen Sätzen wiederfinden! Ich freue mich schon, mehr von […]
Hallo Janine, ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Ich liebe es zu lesen und über meine gelesenen Bücher zu schreiben, aber gleichzeitig habe ich das Gefühl einfach nicht mithalten zu können. Die unfassbar vielen Neuerscheinungen und auch die vielen Bücher, die ich auf anderen Blogs und Instagram sehe, geben mir konstant das Gefühl, nicht schnell und aktuell genug zu lesen. Ich möchte mich überhaupt nicht vergleichen, aber dieses Gefühl hat sich irgendwie festgesetzt. Dabei bin ich schon mit einigen gehypten Neuerscheinungen auf die Nase gefallen und habe mich im Gegensatz dazu in eher unbekannte Backlist-Titel verliebt. Es beruhigt mich,… Weiterlesen »
Danke dir Cora! Ich bin immer noch überrascht, wie viele ähnliche Probleme und Gedanken haben. Ein paar meiner Bücherregale habe ich übrigens erst gestern ausgemistet. Das war sehr befreiend.
Hallo Janine,
ich bin auf den Beitrag durch den Hinweis des Kaffeehaussitzers in seiner Kolumne aufmerksam geworden und bin immer froh, wenn ich sehe, daß es anderen Leuten auch so geht wie mir und dieser Novitätenzirkus kein passender Rhythmusvorgeber ist.
Einerseits brauche ich Zeit zum Lesen und Muße zum Schreiben, und andererseits muß ein Buch mich anrühren, mir etwas sagen. Auch dafür brauche ich Zeit, denn ich weiß das ja nicht vorher. Also gilt es auszuprobieren, zu verwerfen, zu beenden und zu durchdenken. Für mich fühlt sich das unabhängig von Shortlists oder neuen Programmen einfach besser an.
Viele Grüße
Norman
Hallo Norman,
die Erkenntnis, dass das bewusste Auswählen und Lesen mehr Zeit benötigt, ist wirklich sehr wertvoll. Ich hatte schon manchmal Gedanken wie „Ich lese zu langsam.“, „Ich bin nicht schnell genug mit dem Besprechen von Büchern.“, etc. Das ist Blödsinn und vorbei am eigentlichen Sinn des Ganzen.
Liebe Grüße,
Janine
[…] ♡ Janine von Frau Hemingway schreibt über das Buchbloggen und wie sie es aktuell sieht. Die Wahrheit über das Buchbloggen. […]