Das Mädchen, das in der Metro las von Christine Féret-Fleury

Seit meine Macke für Bücher öffentlich ist, geht es mir besser. Als ich vor über 5 Jahren meinen Buchblog begonnen habe, war das ein sehr aufregender Moment für mich und niemals hätte ich damals erwartet, dass ich solange über Bücher bloggen werde. Ich hielt das Bloggen eher für ein Experiment mit Verfallsdatum, wenn die Motivation nachlässt, aber dann kam ich mit so vielen Menschen in Kontakt, die Bücher genauso sehr mögen wie ich. Dieser Austausch und das Schreiben über Bücher sind ein fester Bestandteil meines Lebens geworden und deshalb fällt es mir auch so leicht, immer wieder von Neuem über Bücher zu schreiben. Als Buchbloggerin fühle ich mich besonders hingezogen zu Büchern, in denen Bücher und Literatur eine große Rolle spielen. Jüngst in diesem seltsamen Genre ist „Das Mädchen, das in der Metro las“ von Christine Féret-Fleury erschienen.
Das Mädchen, das in der Metro las
Juliettes Lieblingsbeschäftigung ist das Lesen. Jeden Morgen, wenn sie auf dem Weg zu Arbeit ist, liest sie Romane. Das macht Juliette ziemlich ausdauernd, denn in dem Schrank neben ihrem Schreibtisch auf Arbeit stapeln sich die ausgelesenen Schmöker. Juliettes Arbeit ist sehr eintönig und sie langweilt sich in dem Immobilienmaklerbüro. Als sie mit der Arbeit begann hatte sie noch Ziele und war idealistisch – sie wollte für jeden ihrer Kunden die perfekte Wohnung finden und ihnen helfen, dass Leben zu führen, was sie wollen. Diese Motivation verpuffte bereits mit dem ersten Besichtigungstermin als ein junges Paar nicht den Hauch von Interesse an der Wohnung zeigte, die Juliette ausgesucht hatte. Also schleppt Juliette sich auf Arbeit, macht ihren Job und freut sich auf ihre Freizeit, in der sie lesen kann.
An einem Morgen beschließt Juliette, einfach mal 2 Stationen früher aus der Metro auszusteigen, denn sie wollte den Weg zur Arbeit etwas verlängern. Sie entdeckt ein merkwürdiges Antiquariat, in dessen Tür ein Buch steckt. Das schockierte Juliette: Wie kann man einem Buch nur so etwas antun? Wenig später trifft sie auf Soliman und seine Tochter Zaide und muss feststellen, dass es gar kein Antiquariat im klassischen Sinne ist. Soliman sorgt dafür, dass die richtigen Personen, das richtige Buch erhalten, um ihr Leben zu verändern. Dafür setzt er Kuriere ein, die Menschen über längere Zeit beobachten und dann unauffällig dafür sorgen, dass sie das richtige Buch finden. Juliette wird ebenfalls zu einer solchen Kurierin.
In „Das Mädchen, das in der Metro las“ spielt Bookcrossing eine große Rolle, also das absichtliche Aussetzen von Büchern, damit andere Menschen sie lesen und wiederrum aussetzen. Eigentlich geht es die ganze Zeit um Bücher und welche Macht sie im Leben einer Person haben können – etwas, dass ich nur allzu gut verstehe. Besonders niedlich war für mich, dass Christine Féret-Fleury in „Das Mädchen, das in der Metro las“ schreibt, dass Bücher lebendig sind. Bücher können Gefühle haben: Sie können wütend oder traurig sein. Diese Beobachtung habe ich auch schon gemacht, wenn ich mal wieder viel zu viele ungelesene Bücher im Regal stehen hatte.
Aber wo sind sie denn alle?
Ein Zitat aus „Das Mädchen, das in der Metro las“ von Seite 108 hat es mir besonders angetan. „Wo versteckten sich ihre Reisebegleiter, Grad Peter aus Krieg und Frieden, die neckische Alice, Pippi Langstrumpf mit ihren Muskeln, die ein Pferd heben konnten, Aladdin und Crazy Horse, wo waren Cyrano de Bergerac und all die Frauen, von denen sie geträumt hatte und über deren Schicksale und Leidenschaften sie gegrübelt und sich damit erspart hatte, diese selbst zu durchleben? Wo waren Emma Bovary, Anna Karenina, Antigone, Phädra und Juliette, Jane Eyre, Scarlett O´Hara, Dalva und Lisbeth Salander?“
Diese Worte sind unglaublich kraftvoll und für mich bedeuten sie zugleich 2 gegensätzliche Dinge. Zum einen sind die Geschichten von Büchern natürlich nicht wirklich und sie können keine realen Menschen ersetzen. Über all den fabelhaften Geschichten sollte man das eigene Leben also nicht vergessen. Andererseits fühlen sich manche Buchfiguren doch real an, denn sie können Vorbild sein oder auch einen Rat geben. In diesem Sinne sind Jane Eyre und Lisbeth Salander also wie Schrödingers Katze – lebendig und tot zugleich.
Leider ist dieses Zitat für mich auch das Stärkste am ganzen Buch. „Das Mädchen, das in der Metro las“ ist eine niedliche Geschichte für Menschen, die Bücher mögen, aber insgesamt etwas blass. Ich hatte mehr Spannung erhofft und nicht nur schöne Sätze über Bücher.
Christine Féret-Fleury: Das Mädchen, das in der Metro las. Dumont-Verlag. ISBN: 978-3832198862. 176 Seiten. 18,00 €.
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