Das einzig wahre Babyhandbuch von Emily Oster

Der Titel dieses Buches ist protzig und mutig zugleich. Das einzig wahre Babyhandbuch. Bei der Vielzahl an Ratgebern zum Thema Babys und Kleinkinder muss man wirklich Schneit haben, ein Buch so zu betiteln. Nichtsdestotrotz ist mir noch kein anderer Ratgeber in so einer Art untergekommen und seit ich mit dem Mäusekind schwanger war, lese ich ständig Sachbücher über Babys. Irgendwie muss man sich ja von den ganzen gut gemeinten und widersprüchlichen Ratschlägen befreien, die man unweigerlich erhält, wenn man ein Kind auf die Welt bringt. Und genau dafür ist Emily Osters Buch perfekt. Der Untertitel „Was an den meisten gut gemeinten Ratschlägen falsch ist und was Sie wirklich wissen müssen“ ist keine Übertreibung.
Die erfrischende Sichtweise einer Ökonomin auf Babys
Emily Oster ist Professorin für Gesundheitsökonomie, also Wirtschaftswissenschaftlerin. Diese Denkweise ist mir persönlich sehr sympathisch, denn ich habe im Bachelor auch Volkswirtschaftslehre studiert und liebe das analytische Vorgehen. Die Autorin geht außerordentlich analytisch in ihrem Buch „Das einzig wahre Babyhandbuch“ vor. Sie widmet sich vielen Themen, die beim Zusammenleben mit einem Baby wichtig sind – wie zum Beispiel Stillen, Schlafen, Impfen oder dem Töpfchen. In jedem dieser Bereiche schaut sich Emily Oster an, welche wissenschaftlichen Studien es gibt und welche Schlüsse man daraus für den Umgang mit Babys ziehen kann. Emily Oster ist sehr versiert in Statistik und wird auch nicht müde, zu erklären, dass eben nicht jede Studie von gleicher Qualität ist und man sehr wohl auf die Unterschiede achten muss. Einer ihrer Leitsätze ist „Korrelation ist nicht Kausalität.“ – Ein Satz den man nicht erst seit Corona beherzigen sollte.

Nette Fotos von Babys sucht man in diesem Ratgeber vergebens, dafür erhält man beim Lesen jede Menge wertvolle Informationen für das Leben als frische Eltern und nebenbei noch einen ziemlich guten Kurs in Statistik. Als Leser darf man sich nun aber nicht von fast 400 Seiten Text ohne Bilder abschrecken lassen. Emily Oster hat einen tollen Humor und die Anekdoten aus dem Leben mit ihren Kindern sind großartig. Jedenfalls habe ich mich trotz des Alltags mit einem zwei Monate altem Säugling auf jedes Kapitel gefreut.
Was ich durch „Das einzig wahre Babyhandbuch“ von Emily Oster gelernt habe
- Stillen hat kurzfristig positive Effekte für die Gesundheit des Babys, aber keine langfristigen wie weniger häufig Diabetes und Übergewicht oder einen höheren IQ – was oft behauptet wird. Das Brustkrebs-Risiko der Mutter wird durch das Stillen signifikant gesenkt. Damit ist Muttermilch nicht das ultimative Wundermittel, wie es den Eindruck macht und man sollte sich als Frau nicht so unter Druck setzen lassen. Flaschennahrung ist vollkommen okay!
- Schlaftraining ist gar nicht so böse, wie immer behauptet wird und schädigt die Kinder nicht, aber bietet für die Eltern Vorteile (mehr Schlaf), was sich wiederum positiv auf das Zusammenleben mit dem Kind auswirkt.
- Impfen löst keinen Autismus bei Kindern aus. Die einzigen häufigeren Nebenwirkungen von Impfungen sind Fieber sowie Fieberkrämpfe und die schädigen ein Kind definitiv nicht dauerhaft.
- Ein frühzeitiger Kontakt mit Allergenen (Erdnüsse, Milch, Eier, …) reduziert die Gefahr von Lebensmittelallergien.
- Kinder unter zwei Jahren lernen beim Fernsehen nichts. DVDs für die Bildung von Babys sind also absoluter Quatsch.
- Vorlesen ab dem Säuglingsalter ist vorteilhaft für das Baby.
Und außerdem?
Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, dass ich „Das einzig wahre Babyhandbuch“ schon vor der Geburt des Mäusekinds gelesen hätte oder zumindest zwei Kapitel aus dem Buch. Emily Oster hat ein sehr informatives Kapitel zur Geburt im Krankenhaus und Zeit des Wochenbetts geschrieben, was ich jedem nur ans Herz legen kann, der zum ersten Mal ein Kind bekommt. Das Kapitel ist sehr ehrlich, aber nimmt Ängste. Ebenfalls sehr interessant ist das letzte Kapitel, welches sich mit der Beziehung der Eltern und eventuellen weiteren Kindern beschäftigt. Es ist gut, sich als Paar darüber im Klaren zu sein, was ein Kind auch für die Beziehung zueinander bedeutet.

Zusammenfassend ist Emily Oster mit „Das einzig wahre Babyhandbuch“ ein wirklich guter und sehr lesenswerter Babyratgeber gelungen – auch wenn ich den Titel noch immer protzig finde.
Transparenzhinweis: Der Piper Verlag hat mir dieses Buch als gedrucktes Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.